Angebot Fortbildungen

Workshops und Coaching

Unter dem Motto Relevante Techniken für alle wollen wir mit Ihnen als Expertinnen und Experten der ingenieurwissenschaftlichen und informatischen Fachgebiete sowie als Lehrende an Hochschulen über Geschlechterperspektiven auf Technik ins Gespräch kommen. Zudem wollen wir Ihnen einen fruchtbaren Austausch zu innovativen Lehrformaten, die die Studierenden individueller ansprechen, unter Kolleginnen und Kollegen ermöglichen. Und das alles in einem pragmatischen Format, aus dem Sie Tipps für Ihre Lehre mitnehmen können, ohne sich ausgiebig mit der entsprechenden Fachliteratur beschäftigen zu müssen. Als Pilotprojekt sollen die Fortbildungen ausführlich evaluiert und Ihrem Feedback entsprechend weiterentwickelt werden.

Warum ist eine Fortbildung zu Geschlechterfragen in der Lehre der Ingenieurwissenschaften und Informatik sinnvoll?
„Wie stellen Sie sich kompetente Personen der Ingenieurwissenschaften vor?“

Warum lohnt es sich an der Fortbildung teilzunehmen? Unsere Angebote an Sie:
„Workshops und Coaching“

Was bedeutet Gender und wie hängt diese Kategorie mit Technik und guter Lehre zusammen?
„Definitionen und grundlegende Zusammenhänge“


Wie stellen Sie sich kompetente Personen der Ingenieurwissenschaften vor?

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So?

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Auch so?

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Oder so?

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Und so?

Die Tätigkeiten von Ingenieurinnen und Ingenieuren ebenso wie von Informatikerinnen und Informatikern sind vielfältig. Technische Kompetenzen sind zentral, ohne weitere Kompetenzen laufen sie dennoch Gefahr, isoliert zu bleiben. Wichtig sind auch folgende Fähigkeiten:

  • die Umgebung und Rahmenbedingungen der Technik zu verstehen;
  • die technischen Erfordernisse und Fragen an andere vermitteln zu können;
  • im Team zu arbeiten;
  • sich in die potentiellen Nutzerinnen und Nutzer hinein zu versetzen.

Kompetent für diese Aufgaben können dabei Männer und Frauen mit verschiedenen Hintergründen sein. In Deutschland ergreifen das Studium der Ingenieurwissenschaften und der Informatik aktuell dennoch wesentlich mehr junge Männer als Frauen. 2017 lagen die Anteile bei 74,7 % Männern zu 25,3 % Frauen (siehe Abbildung). Zudem sind die Abbruchquoten bei beiden Geschlechtern hoch.

https://www.komm-mach-mint.de/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Erstsemester-und-Absolvent-innen-zeigt-positive-Entwicklung

Um mehr Frauen für technische Fächer zu begeistern, sowie alle Studierenden in der Lehre gut zu begleiten und für die Herausforderungen ihres Berufs in Zeiten der Digitalisierung vorzubereiten, können didaktische Vielfalt und eine durch die Geschlechterperspektive informierte Lehre sehr förderlich sein. Hier setzt unser Angebot an.


Workshops und Coaching

Wie ist das Angebot GenderFoLI aufgebaut?

  • Das Angebot besteht aus einem rund zweitägigen Workshop, bei dem Sie sich neben dem Input der Trainerin auch mit ihren Kolleginnen und Kollegen austauschen können. Der Workshop schließt mit einer evaluierenden Gruppendiskussion ab.
  • Darauf folgt ein individuell zu vereinbarendes Einzelcoaching vor Ort oder via Skype, um Dinge zu vertiefen und ohne die Gruppe weiter zu bearbeiten.
  • In beiden Teilen wird viel Raum geboten, mit der Unterstützung von Expertinnen und Experten an Ihren individuellen Lehrinhalten und -methoden zu arbeiten und direkt Ergebnisse mit in Ihre Lehre zu nehmen.

Welche Ziele hat das Angebot?

Sie sollen Gender als Analysekategorie kennen lernen sowie Genderkompetenzen, auch unter Berücksichtigung anderer Diversitätskategorien, für die Lehre erwerben können. Dies wollen wir Ihnen in den Workshops und Coachings praxisnah und wissenschaftlich fundiert vermitteln. Interaktion ist dabei sowohl Inhalt als auch Methode der Workshops selbst. Diese Kenntnisse sollen zu folgenden Zielen beitragen:

  • Innovative Lehre – die Studierende zur selbstständigen Problemlösung anregt, Abbruchquoten reduziert und Dozierenden Freude macht
  • Nachhaltige Forschung – im Dienste der Gesellschaft und ressourcenschonend gemeinsam Neues entwickeln
  • Passgenaue Produkte – die auf die Nutzerinnen und Nutzer abgestimmt sind und deren Leben erleichtern
  • Fachkultur erweitern – durch mehr Vielfalt bei Methoden und Inhalten das Interesse von Frauen an Ingenieurwissenschaften und Informatik fördern

Zwei-Tages-Workshop +/-

Einzelcoaching

  • Im ersten Teil des Workshops erarbeiten die Teilnehmenden gemeinsam ein fachliches Grundwissen zu Geschlechterverhältnissen und der Nutzung dessen als Analyseinstrument sowie einen reflexiven Blick auf das eigene Fach.
  • Der zweite Teil dient der Entwicklung von Anwendungsbezügen und der Implementierung des neuen Wissens in Bezug auf verschiedene Dimensionen von und Fragen an Technik. Hier werden konkrete Handreichungen und Erfahrungen im Bereich der interdisziplinären Lehre als good practice-Material bearbeitet und ausprobiert.
  • Im dritten Teil stellt sich die Frage nach verschiedenen didaktischen Konzepten und der Aktivierung der Studierenden. Wir stellen verschiedene Ansätze vor und diskutieren, wie diese zu mehr Eigeninitiative und höheren Lernerfolgen beitragen können.

Mehr erfahren Sie hier.

  • Individuelle Nachbereitung im Coachingformat
  • Um die angestoßenen Diskussionen und Prozesse zu begleiten, bieten wir Ihnen im Nachgang eine individuelle Beratung rund um die Themen Lehre für vielfältige und große Gruppen sowie zum kompetenten Umgang mit Analyse von Geschlechterfragen in Bezug auf Technik an.

Mehr erfahren Sie hier.


Definitionen und grundlegende Zusammenhänge

Eine genderinformierte Lehre geht über die Förderung einzelner Frauen hinaus. Sie fokussiert entgegen weit verbreiteter Vorstellungen auch nicht nur auf die Rolle von Frauen, sondern auf alle Geschlechter und deren Diversität. In den Genderstudies wird die Kategorie vor allem analytisch verwendet. Hier stellen wir die grundlegenden Zusammenhänge kurz dar.

Gender: Der Begriff „gender“ bezeichnet das soziale Geschlecht als Bündel von Eigenschaften, die einer Person zugeschrieben werden und welche die Person sich selbst zu Eigen macht. Das soziale Geschlecht ist damit keine biologische Kategorie, sondern beruht auf gesellschaftlichen, historisch erstandenen Vorstellungen und Handlungsweisen. Die Eigenschaften sind tendenziell in zwei sich gegenüberstehende Bündel aufgeteilt, nach denen wir Menschen grundlegend als Männer oder Frauen kategorisieren. Als weiblich gelten Attribute wie gefühlsbetont & ganzheitlich, für andere sorgend & sozial, kommunikativ, dem Privaten zugeordnet und naturverbunden. Als männliche Attribute gelten rational & analytisch, technikaffin, stark & entschlossen, dem Öffentlichen & Politischen zugeordnet.

Da man diese gesellschaftliche Normierung nur mit Blick auf die ganze Gesellschaft, nicht allein auf Einzelpersonen, verstehen kann, spricht man von einem Geschlechterverhältnis. Nimmt man diese Stereotype ernst, beschränkt man Männer und Frauen in ihren vielfältigen Möglichkeiten und Potentialen, denn die Geschlechtszuschreibung ist in der Regel mit der Zuordnung von sozialem Status und von spezifischen Erwartungen im Hinblick auf angemessene Eigenschaften und Verhaltensweisen verbunden. Das schränkt nicht nur einzelne Individuen ein, auch der Gesellschaft als Ganzer geht so viel Potential verloren.

Doing Gender: Dieses Konzept bezeichnet das (unbewusste) Herstellen von Geschlecht in alltäglichen Handlungen und Interaktionen. Die Zuschreibung von geschlechtsspezifischen Eigenschaften und das Verhalten nach bestimmten Normen sind dabei nicht statisch. Es wird mit jeder Handlung, mit jedem Satz, mit oder ohne stereotyper Bilder, wiederholt und gefestigt oder zugunsten individueller Präferenzen verändert und diversifiziert. Daher ist es wichtig, sich bei alltäglichen Handlungen genauso wie in der Hochschullehre zu überlegen, welche Grundannahmen hinter dem eigenen Handeln stehen. Auch die Nutzung von Technik ist Teil der Herstellung oder der Veränderung von vermeintlich geschlechterspezifischem Handeln: Algorithmen können Stereotype aus dem Material lernen und wiedergeben, Roboter können zur Kriegsführung oder für eine verbesserte Pflege eingesetzt werden, etc.

Technologie: Technische Produkte, Maschinen, Software-Code, etc. sind nicht allein Ergebnisse berechenbarer Formeln oder exakter Konstruktion. Sie sind jeweils eine bestimmte Art der Problemlösung, welche immer auch anders aussehen könnte. Damit spielen bei der Problemdefinition Fragen der Nutzbarkeit, der Folgen für Mensch und Umwelt, des Zusammenlebens, der Kosten, etc. eine wichtige Rolle. Sie sollten offen gestellt werden, um nicht wichtige Variablen in der Analyse zu übersehen und nachhaltige sowie innovative Lösungen entwickeln zu können. Studierende müssen lernen verschiedene Variablen zu berücksichtigen und brauchen einen Kompass, um diese bewerten zu können.

Geschlecht in Studium und Berufen: Die grundlegende Teilung der Welt in Bereiche, welche Männern oder Frauen zugeordnet werden, wirkt sich auf die Studienfachwahl aus (siehe Graphik oben). Wie in den Technikwissenschaften Frauen unterrepräsentiert sind und weibliche Eigenschaften als unwichtig erachtet werden, so studieren und arbeiten beispielsweise in der Sozialen Arbeit zu wenige Männer und männliche Eigenschaften gelten als zweitrangig. Über die Rollenbilder, die bei den Dozierenden und im Beruf bestehen, wirken sich diese wiederum auf die Vorstellungen der eignen Möglichkeiten und konkret auf die Studien- und Berufswahl der nächsten Generation aus. So wiederholen und festigen wir als Gesellschaft Vorurteile und drängen Menschen ungefragt in bestimmte Richtungen.

Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in technischen Berufsfeldern in Deutschland oft besonders schwierig. Allerdings nicht, weil sie in dieser Branche unmöglich ist, sondern weil sie noch nicht stark genug eingefordert und anerkannt ist. Das schreckt besonders Frauen bereits bei der Studienwahl ab, technische Fächer zu wählen. Umgekehrt trägt dies auch dazu bei, dass es Männern schwer gemacht wird, sich an der Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen zu beteiligen.

Genderstudies: Sie ermöglichen die Analyse der Herstellung und Wirkung der geschlechtsspezifischen Normen einer Gesellschaft. Somit können bestimmte Zusammenhänge, wie die Zuschreibung zu einem bestimmten Geschlecht und die Studienwahl, erklärt werden. Gleichzeitig lässt die Analyse länderspezifische und zeitliche Unterschiede erkennen und verweist auf die Veränderbarkeit.