Projektvorstellung

Das Vorhaben „Fachspezifische Gender-Fortbildungen für Lehrende der Ingenieurwissenschaften an Hochschulen und Universitäten (GenderFoLI)“ (FKZ 01FP1724) zielt darauf ab, die androzentrische Fachkultur der Ingenieurwissenschaften zu reflektieren. Hierdurch sollen sowohl neue Praktiken für die Lehre entstehen, welche auch Frauen stärker ansprechen und alle Studierenden möglichst individuell motivieren, als auch innovative und geschlechtersensible Perspektiven für die Entwicklung technischer Lösungen in allen Lebensbereichen ermöglicht werden.

Kern des Projekts ist die Konzeption von Fortbildungen für Multiplikator*innen (Lehrende in den Ingenieurwissenschaften an Hochschulen für angewandte Wissenschaften und an Universitäten), welche sie motivieren und befähigen, hochschuldidaktische Genderkompetenz und Genderwissen in ihre Lehre zu implementieren, ihren eigenen Beitrag zur Fachkultur zu reflektieren und zu deren Wandel beizutragen. Die Fortbildungen sollen in Form von Workshops und Einzelcoachings durchgeführt werden. Innovativ daran ist die Einbindung aktueller Erkenntnisse der Genderforschung und hochschuldidaktischer Entwicklungen (z. B. Gender Toolboxes) in ein Fortbildungsangebot speziell für Lehrende der Ingenieurwissenschaften, das an deren Erfahrungen und Interessen anknüpft und sie in ihrem Expert*innenstatus für ihr jeweiliges Fach ernst nimmt.

Angeknüpft werden soll dabei an die gesellschaftspolitischen Herausforderungen der Industrie 4.0, die bereits jetzt für die Ingenieurwissenschaften viele aktuelle Fragen aufwerfen. Das Projekt geht von der durch einschlägige Studien gestützten Erkenntnis aus, dass es für die innovative Forschung und Entwicklung der Zukunft entscheidend ist, dass Lehrende der Ingenieurwissenschaften Genderaspekte mitdenken und in der Lage sind, sie in ihrem jeweiligen Fachgebiet anzuwenden. Gleichzeitig muss die Heterogenität der Studierenden als Chance gesehen und als Innovations- und Gestaltungsfaktor gefördert werden. In den Workshops sollen Erkenntnisse der Gender Studies für die ingenieurwissenschaftliche Hochschuldidaktik und Lehrplanung reflektiert, bedarfsgerecht modifiziert und modellhaft implementiert werden. Hierzu soll ein Basiswissen vermittelt und verschiedene Aspekte von Technikwissenschaften und -praxis durch eine Genderperspektive neu beleuchtet werden.

Als Pilotprojekt werden die Workshops an mindestens vier Hochschulen in Deutschland mit je ca. zehn Teilnehmenden durchgeführt. Im Anschluss folgt ein vertiefendes Coaching per Telefon für die einzelnen Teilnhemenden, um auf deren Detailsfragen vertieft eingehen zu können. Um fundierte Schlüsse über den wirksamen Dialog zwischen den Gendertrainer*innen und den Expert*innen der Ingnenieurwissenschaften ziehen zu können, werden Fortbildungen mit Hilfe qualitativer und quantitativer Befragungen evaluiert und daraufhin modifiziert. Ein Expert*innenbeirat (aus den Bereichen MINT-Wissenschaften, Gender Studies, Gender-Didaktik) wird den Prozess der Workshop-Entwicklung und -Modifizierung begleiten und somit zu seiner Qualitätssicherung beitragen.


Das Fortbildungskonzept wurde mit einer Auftaktveranstaltung begonnen.  Auf der zweitägigen Auftakttagung im November 2018 wurde ein erstes Konzept der GenderFoLI-Workshops diskutiert sowie ein Austausch zwischen verschiedenen Projekten im Bereich Gender in der Lehre von MINT-Fächern ermöglicht (siehe Dokumentation). Zum Abschluss des Projektes wurden zwei Präsentationen der Projektergebnisse sowie ein Evaluationsbericht erstellt und in verschiedenen Rahmen präsentiert (direkt zu den Ergebnissen). Anfang 2022 folgen noch zwei Publikationen zum Konzept und den Erfahrungen mit den Workshops.


Expert*innenbeirat

Um ein möglichst breites Spektrum an Kompetenzen und Erfahrungen einzubinden und zusätzlich Kontakte zu den Ingenieurwissenschaften und Hochschulen herzustellen, wurde ein Expert*innenbeirat mit Vertreter*innen der Genderforschung und der Ingenieurwissenschaften eingesetzt.

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Prof. Dr. Claude Draude

Leiterin der GeDIS am Fachbereich Elektrotechnik und Informatik der Universität Kassel.

Prof. Dr. Claude Draude leitet seit Januar 2017 das Fachgebiet und die internationale, interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Gender/Diversity in Informatiksystemen“ (GeDIS) an der Universität Kassel. Sie ist seit 2017 im Direktorium des „Wissenschaftlichen Zentrums für Informationstechnik-Gestaltung“ (ITeG) und seit 2018 Sprecherin der Informatik-Fachgebiete der Universität Kassel. Im April 2019 wurde Claude Draude von der Bundesfamilienministerin in die Sachverständigenkommission des 3. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung zum Thema „Digitale Wirtschaft“ berufen. Claude Draude forscht, entwickelt und berät (inter)national auf dem Gebiet der sozialverantwortlichen Technikentwicklung unter besonderer Berücksichtigung sozialer Ungleichheitsdimensionen.  Schwerpunkte ihrer interdisziplinären Forschung an der Schnittstelle Informatik und Gender/Diversity Studies sind soziotechnische Systemgestaltung unter Einbezug partizipativer Software-Entwicklungsmethoden, Künstliche Intelligenz und Algorithmic Culture, Mensch-Computer-Interaktion, sowie Wissenschaftsgeschichte und erkenntnistheoretische Grundlagen der Informatik. Seit 2018 richtet Claude Draude in Kooperation mit den TUs Chemnitz und Braunschweig die Workshop-Serie „Partizipative & Sozialverantwortliche Technikentwicklung“ der Mensch und Computer Konferenz (GI e.V.) aus.

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Dr. Waltraud Ernst

Universitätsassistentin am Institut für Frauen- und Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität Linz.

Dr. Waltraud Ernst ist Philosophin und Literaturwissenschaftlerin. Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte umfassen: Gender in Science and Technology; Feministische Wissenschafts- und Erkenntnistheorie; Begriffe, Theorien und Methoden der Gender Studies; Cultural Studies of Science; Ethik und Politik der Globalisierung.
Von März bis August 2018 hatte sie die Gastprofessur im Bereich Ingenieurwissenschaften der TU Dresden im Rahmen des Projektes „MEHRWERT durch mehr Perspektiven“ inne.

Ausgewählte Publikationen:
Technikverhältnisse: Methoden feministischer Technikforschung. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung, Band 1, Wiesbaden: Springer VS 2019, 447-455.
Emancipatory Interferences with Machines? In: International Journal of Gender, Science and Technology. Special Issue on Political Objects: Prescriptions, Injustices and Promises of Material Agents, Vol. 9 (2), 2017. Hier geht es weiter zum Volltext.
Gender Studies als Pflichtfach im natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studium, in: Corinna Bath, Petra Lucht, Kerstin Palm, Bärbel Mauss, Göde Both (Hg.): reboot ING: Handbuch Gender-Lehre in den Ingenieurwissenschaften Berlin: LIT-Verlag 2017, 25-46.

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Prof. Dr. Helene Götschel

KI2VA Gastprofessur für Internationalität, Interdisziplinarität, Gender und Diversity

Prof. Dr. Helene Götschel ist Physikerin, Sozial- und Wirtschaftshistorikerin sowie Geschlechterforscherin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Geschlechterforschung zu Naturwissenschaften, insbesondere Physik; Geschichte der Physik und physikalischen Bildung. Nach mehreren Gastprofessuren (u.a. als Maria-Goeppert-Mayer-Professorin für „Gender in Ingenieurwissenschaften und Informatik“ an der Hochschule Hannover) ist sie nun KI²VA-Gastprofessorin für Geschlechterforschung und Interdisziplinarität am Fachbereich Humanwissenschaften der Technischen Universität Darmstadt. An der Hochschlue Hannover hat sie queere und genderinformierte Lehrkonzepte auch für die Physikgrundlagenkurse entwickelt.

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Dr. phil. Inka Greusing (Dipl.-Ing.)

Leiterin des Techno-Clubs am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG) der TU Berlin.

Dr. phil. Inka Greusing, Diplom Ingenieurin für technischen Umweltschutz und promovierte Geschlechterforscherin, ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG) der TU Berlin mit der Konzeption und Leitung des Schüler*innenprojekts Techno-Club betraut. Sie lehrt zusammen mit Dr. Hanna Meißner das Einführungsseminar „Wie versteckt sich gender in Natur- und Technikwissenschaften“ (Greusing/Meißner 2017). Die Lehrveranstaltung wird von Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen besucht, sowohl aus den Geistes- und Sozialwissenschaften als auch aus den Technik-, Planungs- und Naturwissenschaften. Im Rahmen ihrer Dissertation forschte Inka Greusing empirisch zur Verknüpfung von Fachhabitus, heterosexueller Matrix und Geschlechterwissen in den Ingenieurwissenschaften (Greusing 2018). Sie ist Gründungsmitglied der deutschen Fachgesellschaft Geschlechterstudien (FG), in der sie von 2014 – 2018 Vorstandsmitglied war. Zudem widmet sie sich seit 2014 in der Selbstverständnis AG der FG der Dekolonisierung als Herausforderung für die Gender Studies Lehre. Weiterhin engagiert sie sich in verschiedenen Arbeitsgruppen zum Thema Gender in die MINT-Lehre. Sowohl politisch als auch erkenntnistheoretisch ist ihr die enge Verzahnung von Forschung, Lehre, Gleichstellungs- und Schüler*innenarbeit ein großes Anliegen.

Ausgewählte Publikationen:
Greusing, Inka; Meissner, Hanna (2017): Genderkompetenz als Fachwissen: Ein Seminar begibt sich auf die Suche nach gender in science. In: Corinna Bath, Göde Both, Petra Lucht, Bärbel Mauß und Kerstin Palm (Hg.): reboot ING. Handbuch Gender-Lehre in den Ingenieurwissenschaften. Berlin: LIT (Geschlechter Interferenzen, 4), S. 185–204.

Greusing, Inka (2018): „Wir haben ja jetzt auch ein paar Damen bei uns“ – Symbolische Grenzziehungen und Heteronormativität in den Ingenieurwissenschaften. Opladen, Berlin, Toronto: Budrich UniPress Ltd.

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Prof. Dr. Yvonne Haffner

Projektleiterin des Hessen-Technikums am Fachbereich Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt.
Prof. Dr. Yvonne Haffner ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitete lange im Bereich Umweltsoziologie und sozialwissenschaftliche Modellierung. Ihre aktuellen Forschungsgebiete sind: Frauen- und Geschlechterforschung; Bildung, Arbeit und Geschlecht; Frauen in Naturwissenschaft und Technik; Männer in Frauenberufen; Gender- und Diversity-Management. Heute ist sie Professorin am Fachbereich Soziale Arbeit sowie Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Darmstadt und Projektleiterin des Hessen-Technikums, das Schulabsolventinnen mit (Fach-)Abitur das praktische Erleben von MINT durch eine Kombination aus Schnupperstudium und Unternehmenspraktika über ein halbes Jahr anbietet. Mit der Gründung der Beratungsfirma „gender&diversity“ ist sie auch als wissenschaftliche Beraterin für Unternehmen tätig.

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Prof. Dr. Martine Herpers

Professorin am Fachbereich für angewandte Informatik der Hochschule Fulda.

Prof. Dr. Martine Herpers ist Informatikerin, Expertin für Gender Diversity. Sie hat den Unternehmensleitfaden „Erfolgsfaktor Gender Diversity“ verfasst und im Jahre 2010 den Frauenförderpreis der Stadt Nürnberg erhalten. Ihr Forschungsschwerpunkt ist u.a.: Informatik und Gesellschaft – Genderaspekte in der Informatik-Ausbildung; so hat sie ein Forschungsprojekt durchgeführt zu gendergerechter Wissensvermittlung in der Informatik, in dem sie entsprechende Lehrmaterialien untersuchte und gendergerechte Änderungen vorlegt.

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Prof. Dr. Kira Kastell

Professorin am Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften sowie Vorsitzende des „Netzwerks Frauen im Ingenieurberuf“ des VDI – Verein Deutscher Ingenieure, als offizielle Vertreterin des VDI in diesem Projekt.

Prof. Dr. Kira Kastell ist Elektroingenieurin, Kauffrau und Volkswirtin. Seit 1998 ist sie Mentorin im Mentorinnen Netzwerk für Frauen in Naturwissenschaft und Technik bzw. bei Mentoring Hessen, seit 2010 ist sie MINT Role Model und seit 2014 Vorsitzende des „Netzwerks Frauen im Ingenieurberuf“ des VDI, des mit 10.000 Mitgliederinnen größten europäischen Netzwerks für Ingenieurinnen, das sich als Interessensvertretung der Ingenieurinnen und Studentinnen in den Ingenieurwissenschaften in der Gesellschaft und in der Technik sieht.

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Prof. Dr. Tanja Paulitz

Professorin am Arbeitsbereich Kultur- und Wissenssoziologie des Instituts für Soziologie an der TU Darmstadt.

Prof. Dr. Tanja Paulitz forschte grundlegend über die Entstehung der Technikwissenschaften im deutschsprachigen Raum und die Herausbildung des Verhältnisses von Männlichkeit, Ingenieurberuf und Technik. Sie analysiert und beschreibt – historisch und gegenwartsbezogen – die materiellen wie symbolischen Formen der Vergeschlechtlichung von Technik. Gegenwärtig liegt der Schwerpunkt ihrer Arbeit auf der empirischen Erforschung von Prozessen der Technisierung (digitale Transformation von Arbeit), von informellen Organisationskulturen im Wissenschaftsbetrieb und der Wissenskulturen der Natur- und Ingenieurwissenschaften (MINT). Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Ernährungsforschung im Schnittfeld von Geschlecht, Fleisch und Technik.

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Katharina Pöllmann-Heller

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften der OTH Regensburg und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Erlangen.

Katharina Pöllmann-Hellers Arbeitsschwerpunkt ist u.a.: „Genderforschung – Gender Studies“. Sie untersucht in einer Studie im Projekt „MINT-Strategien 4.0 – Strategien zur Gewinnung von Frauen für MINT-Studiengänge an Hochschulen für angewandte Wissenschaften“ mit umfassenden Erhebungen die intersektionalen Impulse für die Gender-Gleichstellungsarbeit an Hochschulen. Eine Teilstudie mit einer Analyse der bestehenden Projektlandschaft wurde kürzlich vorgelegt.


Projektmitarbeiterinnen

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Dr. Margit Göttert

Kontakt
Tel. (069) 1533-3150
Fax (069) 1533 3151
E-Mail: goettert.m@gffz.de

Dr. Margit Göttert, Soziologin, Leiterin des Gender- und Frauenforschungszentrum der Hessischen Hochschulen (gFFZ) sowie Leiterin des Projekts GenderFoLi.

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Dr. Elke Schüller

Kontakt
Tel. (069) 1533-2964
Fax (069) 1533-3151
E-Mail: schueller.e@gffz.de

Dr. Elke Schüller ist Sozialwissenschaftlerin mit Schwerpunkt in der Frauen- und Genderforschung. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt GenderFoLI ist sie vor allem für die Bereiche Tagungen und Workshop-Evaluation zuständig.

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Dr. Anna Voigt

Kontakt
Tel. (069) 1533-3158
Fax (069) 1533-3151
E-Mail: voigt.a@gffz.de

Dr. Anna Voigt forscht und lehrt zu Formen von Männlichkeit. Sie konzipiert als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt fachspezifische Gender- 
und Diversity Fortbildungen für Lehrende der Ingenieurwissenschaften. Zudem ist sie für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

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Janina Hirth, M.A.

Kontakt
Tel. (069) 1533-3158
Fax (069) 1533-3151
E-Mail: hirth.j@gffz.de

Janina Hirth ist Politikwissenschaftlerin und freiberufliche Trainerin für politische Bildung mit einem Schwerpunkt auf Geschlechterfragen. Als Mitarbeiterin im Projekt ist sie vor allem in den Bereichen Workshop-Konzeption und Durchführung sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Sie ist MINT-Koordinatorin an der Frankfurt University of Applied Sciences in der Stabsstelle Diversity.

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Altaira Caldarella

Kontakt
Tel. (069) 1533-2964
Fax (069) 1533-3151
E-Mail: caldarella.a@gffz.de

Altaira Caldarella beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit feministischer und kritischer Theoriebildung. Derzeit studiert sie den Masterstudiengang Politische Theorie an der Goethe-Universität Frankfurt, wo sie zuvor ihren Bachelorabschluss in Philosophie und Gender Studies erlangte. Als Hilfskraft arbeitet sie seit Beginn des Projektes tatkräftig mit.